Schilddrüsenunterfunktion beim Hund erkennen und behandeln

Die Hormone TRH, TSH, T3 und T4 sind – wie beim Menschen auch – ausschlaggebend für die Stoffwechselaktivität. Ihre Produktion findet im Hypothalamus (TRH), der Hypophyse (TSH) und schließlich, dadurch angeregt, in der Schilddrüse (T3 und T4) statt. Sie alle haben Einfluss auf den gesamten Organismus und auf das psychische Wohlbefinden.

Schilddrüse und Verhalten

Weniger augenfällig ist die Vorstufe, die sogenannte subklinische Schilddrüsenunterfunktion. Sie hat in erster Linie vielfältige Auswirkungen auf das Verhalten des Hundes. Zu den am häufigsten auftretenden Verhaltensauffälligkeiten zählen plötzliche Aggression gegenüber Menschen und/oder Hunden, Konzentrationsschwäche, hyperaktive Phasen und Unruhe im Wechsel mit depressiven Phasen und gesteigertem Schlafbedürfnis, Ängste bis hin zu Phobien, Launenhaftigkeit und erschwertes Lernen. In einzelnen Fällen kann es zu epileptischen Anfällen kommen.

Oft suchen Hundehalter aufgrund der oben genannten Verhaltensauffälligkeiten Rat bei einem Hundetrainer. Ein Training wird allerdings nur dann gewinnbringend sein, wenn dem Problem keine organische Ursache zugrunde liegt. Deshalb ist es wichtig, deinen Hund auch im Falle von plötzlich auftretenden Ängsten und Aggressionsproblemen zunächst von tierärztlicher Seite durchchecken zu lassen.

Ursachen einer Schilddrüsenunterfunktion beim Hund

Neben einer Fehlfunktion der Schilddrüse gibt es zahlreiche weitere Auslöser für eine Unterfunktion dieses Organs:

  • Autoimmunerkrankung
  • Leber- und Nierenerkrankungen
  • Infektionserkrankungen
  • Nach- und Nebenwirkungen von Medikamenten
  • Stress, hier vor allem Dauerstress
  • Nahrungsmangel
  • und weitere …

Nicht auszuschließen ist auch die Schädigung der Halsorgane durch das Tragen eines Halsbandes bei Hunden, die zu extremem Ziehen neigen, und durch häufig ausgeführte Leinenrucks zur Korrektur, wie sie leider nach wie vor oftmals zur Erziehung empfohlen werden. Hierzu werden noch tiefergehende Studien benötigt.

Diagnostik

Zur Diagnostik nimmt man dem Hund Blut ab. Viele Tierärzte testen aber nur einen Schilddrüsen-Wert (T4) und beginnen mit der Behandlung, wenn dieser unterhalb des Referenzbereiches liegt.

Auf diese Weise kommt man allerdings weder einer subklinischen Schilddrüsenunterfunktion auf die Spur, noch lassen sich andere Ursachen für die Unterfunktion eingrenzen. Je mehr Werte miteinbezogen werden, desto aussagekräftiger ist das Gesamtbild. Ein großes Schilddrüsenprofil sollte deshalb die folgenden Werte beinhalten:

  • Gesamt T4
  • Freies T4
  • Gesamt T3
  • Freies T3
  • TSH
  • TAK
  • Cholesterin
  • Cortisol

Ein zusätzliches großes Blutbild erleichtert die Abklärung von Ursachen, die nicht auf eine Fehlfunktion der Schilddrüse selbst zurückzuführen sind.

Fällt im Ergebnis ein Wert (oder mehrere) unter den Referenzbereich ab, spricht man von einer klinischen Schilddrüsenunterfunktion.

Befindet sich ein Wert (oder mehrere) im unteren Drittel des Referenzbereiches, liegt eine subklinische Schilddrüsenunterfunktion vor. Gleichzeitig ist oftmals der Cholesterin-Wert erhöht. Zeigt der Hund zudem eine oder auch mehrere der oben genannten Verhaltensauffälligkeiten, ist dringend eine Behandlung angeraten, um eine weitere Verschlechterung der Werte sowie der Symptome zu verhindern.

Wie du siehst, ist das Thema sehr komplex. Deshalb ist es ratsam, einen Fachmann/eine Fachfrau auf diesem Gebiet aufzusuchen, wenn es um die Interpretation des Ergebnisses geht. Das kannst du oft auch per Mail oder Fax tun, indem du die Laborberichte sowie die Krankheitsgeschichte deines Hundes weiterleitest. Viele Fachleute sind nach vorheriger telefonischer Absprache dazu bereit, in Zusammenarbeit mit deinem Tierarzt die richtige Therapie für deinen Hund zusammenzustellen.

Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion

Die Therapie wird heute meist mit dem Schilddrüsenhormon Levothyroxin durchgeführt. Die Dosierung ist vollkommen individuell und es bedarf geraumer Zeit, um deinen Hund auf die für ihn passende Dosis einzustellen. Dazu sind sehr regelmäßige Nachkontrollen nötig. Am besten führst du ein Tagebuch, in dem du die jeweilige Dosierung sowie die Veränderungen in Bezug auf das Verhalten und die körperlichen Symptome deines Hundes notierst.

Die erste Nachkontrolle sollte ca. 6-8 Wochen nach Beginn der Behandlung erfolgen. Da üblicherweise mit einer geringen Dosierung begonnen wird, kann diese dann gegebenenfalls angepasst und erhöht werden.

Sollten die Symptome komplett verschwinden, kann die Therapie unter Umständen wieder beendet werden. Häufig ist jedoch eine lebenslange Gabe des Medikamentes notwendig, immer begleitet von regelmäßigen Kontrollen, um eventuelle Veränderungen abzufangen.