Zahnprobleme beim Meerschweinchen

Manche Meerschweinchen haben jedoch nicht so viel Glück: Sie leiden unter einem angeborenen oder erworbenen Fehlbiss. Bei manchen Fehlstellungen geht man von einer genetischen Veranlagung aus, vor allem, wenn das Meerschweinchen jünger ist als zwei Jahre. Auch Verletzungen oder Infektionen können die Zähne schädigen, wodurch sie anfällig für fehlerhaftes Wachstum werden. Weitere Ursachen sind Krankheiten, die zu veränderten Fressgewohnheiten führen (verminderte Futteraufnahme, weiche Nahrung).

In sehr vielen Fällen sind nicht nur die vorderen, sondern auch die hinteren Zähne zu lang, selbst wenn das Problem auf den ersten Blick nur die Frontzähne betrifft. In Wirklichkeit ist es aber andersherum: Gerade weil das Meerschweinchens nicht mehr gut kauen kann, nutzen sich die Frontzähne nicht normal ab. Meist wachsen die unteren Backenzähne dabei aufeinander zu und manchmal über die Zunge, während die oberen Backenzähne nach außen wachsen. Dadurch kann es auch zu Wunden und Verletzungen im Maul kommen.

Vorsorge

Meerschweinchen mit Zahnfehlstellungen oder zu langen Zähnen können große Schwierigkeiten beim Fressen haben; sie nehmen nur wenig Nahrung auf oder verweigern sie ganz. Das Maul eines Meerschweinchens mit einem Fehlbiss steht möglicherweise leicht offen; die Haare unter dem Kinn sind nass. Wenn du bemerkst, dass etwas nicht stimmt, hat das Meerschweinchen außerdem meist schon eine Menge Gewicht verloren.

Zu den wichtigsten Tätigkeiten bei der Pflege von Meerschweinchen gehört es deshalb, sie wöchentlich zu wiegen. So bemerkst du einen Gewichtsverlust, bevor das Tier ernsthaft erkrankt und geschwächt ist.

Zusätzlich kann dir die folgende Checkliste helfen, Anzeichen von Zahnproblemen durch Fehlstellungen rechtzeitig zu erkennen:

  • Wirkt das Meerschweinchen beim Fressen, als würde es versuchen, einen Fremdkörper aus dem Maul zu befördern?
  • Bewegen sich die Ohren beim Kauen übertrieben?
  • Sind Nasen- oder Augenausfluss zu beobachten (dies können Anzeichen für einen Abszess sein)?
  • Wirkt die Kautätigkeit einseitig?
  • Frisst das Meerschweinchen langsamer als seine Artgenossen?
  • Hat es Probleme, Nahrungsteile abzubeißen bzw. abzureißen?
  • Wenn du ihm einen Apfel anbietest – hat es dann Probleme, die Schale zu fressen?
  • Fallen dem Meerschweinchen beim Kauen von Karotten kleine Stückchen aus dem Maul?
  • Zeigt es großes Interesse an seinem Futter, frisst aber nicht oder nur zögernd?
  • Verliert es beständig an Gewicht?
  • „Sabbert“ es?

Wenn du eine oder mehrere dieser Fragen mit Ja beantworten musst, könnte die Ursache ein Zahnproblem sein und auf jeden Fall wird ein Besuch beim Tierarzt nötig.

Diagnose und Behandlung

Es ist wichtig, dass du dich an einen Tierarzt wendest, der Erfahrung mit der Behandlung von Meerschweinchen hat. Schon viele dieser Tiere haben eine Fehldiagnose erhalten:

  • Mit dem allmählichen Gewichtsverlust durch verringerte Nahrungsaufnahme gehen häufig Mangelerscheinungen einher. Manche Tierärzte behandeln die Mangelerscheinungen, übersehen aber den Fehlbiss.
  • Viele Tierärzte kürzen nur die Schneidezähne und lassen die überlangen Backenzähne außer Acht, obwohl gerade diese das Problem verursacht haben.
  • Nicht alle Tierärzte verfügen über das Know-how, das Wissen und die Werkzeuge, um Zahnprobleme bei Meerschweinchen exakt zu diagnostizieren und zu behandeln.

Die Untersuchung erfolgt oft unter Narkose oder zumindest Sedierung (wobei die Erstuntersuchung eventuell auch ohne Narkose durchgeführt werden kann).

Die fehlgestellten Zähne werden unter Narkose abgeschliffen und begradigt, die Frontzähne gegebenenfalls gestutzt. Da die Zähne bei dieser Prozedur abbrechen könnten, ist ein Abschleifen zu bevorzugen. In seltenen Fällen – bei schweren Fehlstellungen – ist die Zahnbehandlung alle paar Wochen bis Monate nötig.

Weitere Zahnprobleme

Zuletzt noch ein Hinweis auf weitere Zahnprobleme, die ebenfalls dazu führen können, dass dein Meerschweinchen die Nahrungsaufnahme reduziert oder gar einstellt:

  • Verletzungen oder Stürze können gelegentlich Kieferfrakturen verursachen.
  • Ein Zahnabszess kann zu Schmerzen bei der Nahrungsaufnahme führen.
  • Verlängerte Zahnwurzeln sind ebenfalls mit Schmerzen und reduzierter Futteraufnahme verbunden. Dies lässt sich nur durch eine Röntgenaufnahme diagnostizieren.