So vermeidest du Krieg im Mehrkatzenhaushalt

Aus menschlicher Sicht könnte man sagen, dass es Katzen in Konfliktsituationen ein wenig an sozialer Kompetenz fehlt. Warum das so ist, wird klar, wenn du die Geschichte deines Stubentigers betrachtest: Seine Vorfahrinnen, die eurasische und die afrikanische Wildkatze, sind größtenteils einzelgängerische und territorial lebende Arten. Im Vergleich zu Menschen und Hunden verfügen Katzen deshalb nur über begrenzte Ausdrucksmöglichkeiten und können Konflikte weniger gut friedlich lösen.

Im Lauf der Jahrtausende langen Freundschaft mit dem Menschen haben Katzen aber durchaus die Fähigkeit entwickelt, in sozialen Gruppen zu leben: In halbwilden Populationen, etwa um ländliche Ansiedlungen herum, lassen sich häufig recht freundliche Umgangsformen beobachten: Die Tiere pflegen sich gegenseitig das Fell oder reiben ihre Köpfe aneinander. Vor allem durch das zuletzt genannte Verhalten wird ein Duftprofil der Gruppe erzeugt, an dem sich ihre Mitglieder erkennen. Sobald jedoch eine fremde Katze auftaucht, vertreiben die Mitglieder der Gruppe den Konkurrenten aggressiv aus ihrem Gebiet.

Auch deine eigenen Samtpfoten werden stets bestrebt sein, ihr Revier vor Artgenossen zu verteidigen, die sie nicht als Teil ihrer sozialen Gruppe akzeptieren. Dieses Verhalten ist etwas ganz Natürliches. Deshalb wäre der Versuch, Aggressionsprobleme unter den Katzen in deinem Haushalt durch Erziehung zu lösen, mit Sicherheit ein Kampf gegen Windmühlenflügel. Das Stichwort lautet vielmehr „Management“.

Eine neue Katze zieht ein

Denke gründlich über die Anschaffung einer neuen Katze nach, wenn sich bereits mehrere Artgenossen in der Nachbarschaft oder gar in deinem Haushalt befinden. Wenn du dich jedoch für eine weitere Katze entschieden hast, ist viel Umsicht nötig, um eine positive Beziehung zwischen dem alteingesessenen und dem neuen Tier zu fördern. Beherberge die „Neue“ mehrere Tage lang in ihrem eigenen Raum, sodass sie in ihrer neuen Umgebung Fuß fassen kann. So haben beide Katzen die Chance, den Duft der jeweils anderen kennenzulernen, bevor sie sich von Angesicht zu Angesicht begegnen. Wie du erfahren hast, ist der Duft für die Gruppenerkennung äußerst wichtig.

Tausche in den nächsten Tagen die Futternäpfe, Liegegelegenheiten und Spielzeuge immer wieder aus. Streichle beide Katzen abwechselnd, ohne dir dazwischen die Hände zu waschen. Damit simulierst du das gegenseitige Reiben der Tiere und überträgst den individuellen Duft der Katzen auf die jeweils andere. So entsteht mit der Zeit ein neues Gruppen-Duftprofil.

Sobald die Katzen völlig entspannt bleiben, wenn sie mit dem Geruch der Fremden konfrontiert werden, kannst du sie einander von Angesicht zu Angesicht vorstellen. Dies sollte zunächst mit einem gewissen Abstand geschehen und beide Tiere sollten ausreichend Fluchtmöglichkeiten haben. Verlängere die Dauer des Sichtkontakts allmählich, bis du die Trennung hoffentlich ganz aufheben kannst.

Das Wichtigste: Überstürze es nicht. Richte dich nach dem Tempo der Katzen. Nur durch eine vorsichtige Gewöhnung kann es dir gelingen, dass die Tiere einander als Teil derselben sozialen Gruppe akzeptieren und sich durch die Anwesenheit des Artgenossen nicht bedroht fühlen.

Auch wenn du schließlich ein gutes Gefühl hast, solltest du umsichtig bleiben und jeder Katze ihren eigenen Kernbereich mit allen notwendigen Ressourcen bieten, um Konfliktsituationen so weit wie möglich zu vermeiden.

Und wenn es bereits passiert ist?

Nicht immer geht es jedoch so glatt wie beschrieben. Falls deine Samtpfoten einander nicht „riechen“ können, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder du trennst dich von einer (bzw. mehreren) oder du schaffst klar getrennte Reviere. Das kann natürlich nur funktionieren, wenn du entsprechend viel Platz hast.

Wesentlich ist, dass du zunächst die verschiedenen sozialen Gruppen in deinem Mehrkatzenhaushalt identifizierst: Welche Katzen reiben sich aneinander und betreiben gegenseitige Fellpflege? Sobald du das herausgefunden hast, musst du dafür sorgen, dass sämtliche Ressourcen in entsprechender Anzahl in unterschiedlichen Bereichen deines Haushalts vorhanden sind. Gibt es beispielsweise zwei Gruppen, dann brauchst du alles doppelt: zwei Kratzbäume, zwei Rückzugsorte, zwei Fressplätze, zwei Katzentoiletten … Diese Bereiche müssen sorgfältig gewählt werden: Die Tiere müssen jederzeit freien Zugang zu allen Ressourcen haben, ohne dass sie dabei Mitgliedern der anderen sozialen Gruppe in die Quere kommen müssen.