Fische

Goldfische: Beliebt und oft unterschätzt

Welche Ausrüstung brauchst du für die Goldfischhaltung?

Auf keinen Fall ein Goldfischglas! Die Zeiten, in denen Goldfische in kugelförmigen Gläsern gehalten wurden, sollten wirklich vorbei sein. Diese Behälter bieten nicht genug Sauerstoff und sind viel zu klein, um ein natürliches Schwimmverhalten zu ermöglichen; die sphärische Form nimmt dem Fisch jegliche Orientierungsmöglichkeit. Außerdem enthalten die Gläser einfach zu wenig Wasser im Verhältnis zur Masse des Goldfisches. In kürzester Zeit kann das Wasser deshalb durch seine Ausscheidungen kippen. In manchen Ländern (etwa in Österreich) ist es aus gutem Grund verboten, Fische in kugelförmigen Gefäßen zu halten.

Ein geeignetes Aquarium für Goldfische fasst mindestens 200 Liter. Wenn dir das sehr großzügig erscheint, solltest du zwei Tatsachen bedenken:

  • Unter optimalen Bedingungen werden Goldfische etwa 20 Jahre alt und – da sie ihr ganzes Leben lang weiterwachsen – bis zu 60 cm lang. Pro Zentimeter Fisch solltest du etwa 3 Liter Wasser veranschlagen, um eine gute Wasserqualität zu erzielen und damit die Tiere ihren Bewegungsdrang ausleben können. Am einfachsten rechnest du pro Goldfisch etwa 70 Liter Wasser. Auch wenn die Fische beim Kauf noch winzig sind – gerade in der Jugend wachsen sie in geradezu rasanter Geschwindigkeit.
  • Goldfische sind gesellige Tiere. Sie schätzen die Anwesenheit von Artgenossen. Aus diesem Grund solltest du sie immer in Gruppen ab etwa drei Fischen halten.

Alle Karpfenfische lieben es, im Boden zu gründeln. Der Aquariengrund sollte deshalb aus möglichst feinem Kies (noch besser aus grobem Sand) bestehen, um dieses Verhalten zu ermöglichen. Oft verwendet man gerade bei Goldfischen gröberen Kies, um das Wühlen im Boden und damit Wassertrübungen zu verhindern. Damit nimmt man den Tieren jedoch die Möglichkeit, eine wichtige Verhaltensweise auszuleben. Keine Sorge – trübes Wasser ist nur bei schlecht gepflegten, knapp bemessenen Becken mit zu hohem Fischbesatz zu befürchten.

Wichtig ist auf jeden Fall ein starkes Filtersystem, das das Wasser sauber und die Fische gesund hält. Aber auch dann solltest du jede Woche etwa ein Viertel bis ein Drittel des Wasservolumens ersetzen. Goldfische kommen ganz gut mit Leitungswasser zurecht – achte aber darauf, dass du es einige Stunden lang stehen lässt, bevor du es in das Becken einfüllst.

Pflanzen

Wasserpflanzen sind ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems Aquarium. Sie reichern das Wasser mit Sauerstoff an und bieten den Fischen eine zusätzliche Nahrungsquelle. Damit die Pflanzen im Goldfischbecken eine Chance haben, sollte der Bodengrund etwa sechs Zentimeter tief sein.

Die schönen Asiaten nehmen gerne vegetarische Kost an, besonders wenn die Pflanzen kleine und weiche Blätter haben. Viele Halter führen daher mit ihren Goldfischen einen ewigen Kampf um das Grün im Becken. Gut geeignet sind für eine dauerhafte Bepflanzung etwa Sumpfschrauben (Vallisneria), da diese verschmäht werden. Gleichzeitig solltest du aber mit billigen, weichblättrigen Pflanzen wie etwa Wasserpest dafür sorgen, dass deine Pfleglinge immer genug Grünzeug vorfinden. Im Idealfall züchtest du diese Pflanzen in einem zweiten Becken immer wieder nach. Mit Salat oder Spinat kannst du dem Kahlfraß im Aquarium übrigens in gewissen Grenzen entgegenwirken.

Die Wassertemperatur

Goldfische gelten als Kaltwasserfische. Man könnte meinen, dass ihre Pflege deshalb besonders einfach sei: Immerhin braucht man keine Heizung im Becken … Zwar stimmt es, dass Goldfische auch ungünstige Voraussetzungen über längere Zeit „wegstecken“ – aber sicherlich möchtest du sie nicht einfach nur am Leben erhalten, sondern ihnen beste Bedingungen bieten, unter denen sie ihr lebhaftes Temperament und ihre ganze Farbenpracht entwickeln.

In Wirklichkeit stammen Goldfische ursprünglich aus Südchina und liegen damit zwischen den Warm- und den Kaltwasserfischen. Es ist durchaus möglich, sie im unbeheizten Aquarium zu halten, wenn man ein paar Regeln beachtet. Ihr Temperaturspektrum ist recht groß; wichtig ist vor allem, dass das Wasser im Winter kälter sein sollte als im Sommer. „Normale“ Goldfische fühlen sich im Sommer bei ca. 18 bis 24 Grad Celsius am wohlsten, im Winter bei ca. 6 bis 14 Grad. Die attraktiven schleierschwänzigen Zuchtformen mögen es etwas wärmer: Hier sollte das Aquarienthermometer im Winter nicht unter 15 Grad fallen, im Sommer dürfen es bis zu 27 Grad Celsius sein. Aus all dem geht hervor, dass das Wohnzimmer wahrscheinlich kein geeigneter Standort für das Goldfischaquarium ist; denn hier ist es im Winter meist viel zu warm. Besser geeignet ist etwa ein nur schwach beheizter Flur.

Aquarien neu einrichten – leicht gemacht

Bei aller Vorfreude: Du musst ein wenig Geduld investieren, damit dein Aquarium wirklich zu einer prächtigen Unterwasserwelt wird. Würdest du die Fische direkt in dein neu aufgestelltes Becken einsetzen, könnten sie in der noch lebensfeindlichen Umgebung meist nur kurze Zeit aushalten.

Der Nitritpeak

Der Grund ist der so genannte „Nitritpeak“: Fische scheiden über Nieren und Kiemen Ammonium aus, um nicht benötigte Stickstoffverbindungen und Salze aus dem Körper zu entfernen. Ammonium wird im basischem Milieu des Aquarienwassers zu Ammoniak, das von einer bestimmten Bakteriengruppe zu hochgiftigem Nitrit verstoffwechselt wird. Dies kommt einer anderen Bakteriengruppe zugute, die Nitrit in das sehr viel weniger schädliche Nitrat umwandelt. Die zuletzt genannten Bakterien schützen also das Leben deiner Fische. Sie befinden nicht im freien Wasser, sondern auf Oberflächen wie Aquarienscheiben, Steinen, Pflanzen und dem Bodengrund – übrigens einer der Gründe, warum sich erfahrene Aquarianer mit Großputzaktionen in ihren Becken zurückhalten.

Deine erste Aufgabe besteht demnach darin, im Aquarium möglichst viele Bakterien anzusiedeln, die Nitrit in Nitrat umwandeln können. Aquarianer nennen den Prozess gerne „einfahren“.

Nur durch dieses Einfahren wird aus einem neuen Becken ein einigermaßen funktionierendes Ökosystem, in dem Fische überleben können. Bis diese Bakterien jedoch in der erforderlichen Anzahl entstanden sind, vergeht einige Zeit und bis dahin kann es schnell – unter Umständen innerhalb von Stunden – zu einem schlagartigen Ansteigen des Nitritwerts im Wasser kommen, dem erwähnten „Nitritpeak“. Dieses Milieu ist hochgiftig für Fische und auch Wirbellose wie etwa Garnelen.

So fährst du dein Becken richtig ein

Nachdem du das Aquarium eingerichtet hast, nimmst du es „leer“ in Betrieb. Es ist zu diesem Zeitpunkt mit Bodengrund, (möglichst vielen) Pflanzen, Wurzeln und anderer Deko versehen; die gesamte Technik inklusive Beleuchtung, Heizung und Filter läuft.

Nach kurzer Zeit wirst du beobachten, dass sich auf allen Flächen feine Luftbläschen absetzen. Das Wichtigste erkennst du mit bloßem Auge jedoch nicht: Die Bakterien beginnen sich anzusiedeln und zu vermehren. Diesen Prozess kannst du unterstützen, indem du hin und wieder ganz geringe Mengen Fischfutter ins Wasser gibst. Auch abgestorbene Pflanzenreste belässt du momentan noch im Becken, um den Bakterien genug Nahrung zu liefern.

Nach etwa einer Woche sollte das Wasser völlig klar sein. Wenn du möchtest, kannst du nun etwa ein Drittel des Wassers wechseln, um dich mit dieser Tätigkeit schon einmal vertraut zu machen (auch wenn das Becken einmal richtig in Betrieb ist, solltest du einmal pro Woche etwa ein Viertel bis ein Drittel des Aquarienwassers durch Frischwasser ersetzen).

Warte jetzt noch ein paar weitere Tage. Danach können die ersten Fische einziehen, vorzugsweise robustere Arten wie etwa Panzerwelse oder Platys. Starte aber bitte nur mit einem kleinen Teil des geplanten Besatzes und denke auch daran, die Tiere nach dem Kauf langsam an das Wasser deines Aquariums zu gewöhnen: Dazu gibst du über einen Zeitraum von etwa einer halben Stunde alle paar Minuten ein wenig Aquarienwasser in den Transportbeutel. Danach kippst du die Fische auf keinen Fall einfach in das Becken, sondern lässt sie selbst aus dem Beutel in ihr neues Heim schwimmen.

Durch die (wenigen) Fische in deinem Aquarium können sich die Bakterien nun erst richtig vermehren. Gerade am Anfang solltest du nur sehr sparsam füttern und darauf achten, dass keine Futterreste übrigbleiben. Mache dir keine Sorgen: Auch wenn Fische immer hungrig wirken, können sie über sehr lange Zeiträume hinweg fasten, ohne gesundheitliche Schäden davonzutragen.

Nach etwa einer Woche führst du einen erneuten Wasserwechsel von ca. einem Drittel des Beckenvolumens durch. Dein Aquarium ist nun bereit, weitere Fische aufzunehmen – aber auch jetzt solltest du wieder daran denken, den Besatz langsam aufzustocken, und darfst den wöchentlichen Wasserwechsel nicht vergessen. So gehst du Schritt für Schritt vor, bis du deinen Wunschbesatz erreicht hast. Erkennst du Probleme, etwa einen stärkeren Nitritpeak (die Tiere schnappen an der Oberfläche nach Luft), dann musst du sehr zügig handeln und 80 bis 90% des Wassers wechseln.

Zugegeben: Diese gemächliche Vorgehensweise ist nichts für Ungeduldige; aber deine Fische werden es dir mit Sicherheit danken. Übrigens kann man sagen, dass ein gut gepflegtes Aquarium etwa ein Jahr braucht, um sich zu einem voll funktionierenden Biotop mit einem stabilen Gleichgewicht zu entwickeln.