Brustgeschirr oder Halsband für den Hund?

Oft hört der (Neu-)Hundehalter von anderen Hundebesitzern oder Trainern, dass ein Hund nur am Halsband ordentlich geführt und kontrolliert werden kann. In manchen Vereinen dürfen die Mitglieder auch heute noch ausschließlich mit Halsband oder Kette teilnehmen. Die Begründung: Die Hunde würden nur auf diese Weise lernen, richtig an der Leine zu gehen.

Doch ist das wirklich so? Und wie sehen die möglichen Konsequenzen aus?

Vor- und Nachteile des Halsbands

Die Vorteile eines Halsbandes sind offensichtlich:

  • Es ist leicht und bequem anzulegen.
  • Wenn dein Hund gerne ins Wasser geht, kannst du das Halsband schnell abstreifen und nach dem Bad wieder anlegen, sodass es nicht unter Nässe leiden muss, wenn es aus Leder ist.
  • Der Hund kann es theoretisch Tag und Nacht tragen. Sitzt es locker genug, stört es weder beim Ruhen noch bei irgendwelchen Aktivitäten.

Der Halsbereich des Hundes ist allerdings sehr sensibel. Halsschlagader, Luftröhre, Kehlkopf, Schilddrüse und Halswirbelsäule können durch Zug bzw. Ruck am Halsband in Mitleidenschaft gezogen werden. Die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen eines Halsbandes sind daher nicht zu unterschätzen:

  • Zieht der Hund an der Leine, wird er aufgrund des unangenehm würgenden Gefühls versuchen, diesem zu entkommen. Das Ergebnis: Er zieht noch stärker.
  • Negative Verknüpfungen können entstehen. Der Hund verbindet das, was er gerade sieht, mit dem unangenehmen oder schmerzhaften Gefühl. So entsteht schnell eine Leinenaggression, zum Beispiel gegenüber anderen Hunden.
  • Eine aktuelle Studie hat ergeben, dass sich bei Hunden, die massiv am Halsband ziehen, der Augeninnendruck kurzfristig stark erhöht. Besonders gefährlich ist dies für Hunde, die aufgrund ihrer Rasse oder Anatomie zum Grünen Star neigen.
  • Der von einigen Hundeschulen und Vereinen noch immer empfohlene Leinenruck kann zu Verschiebungen in der Halswirbelsäule führen. Studien haben ergeben, dass die Hunde dann ebenso wie wir Menschen unter Kopfschmerzen und/oder Schwindelgefühlen leiden können. Gerade Dauerschmerzen können zu aggressivem Verhalten führen.
  • Wird der Hund am Halsband kurz genommen, verändert sich seine Körpersprache und wird von anderen Hunden möglicherweise als aggressiv interpretiert.

Vor- und Nachteile des Brustgeschirrs

Zunächst die Vorteile:

  • Der Druck auf Luftröhre und Kehlkopf entfällt. Der Druckpunkt verteilt sich über den Brustkorb. Auch die Halswirbelsäule wird komplett entlastet. Besonders bei Hunden mit Gelenk- und/oder Wirbelsäulenproblemen oder mit einem langen Rücken (Dackel, Bassett …) solltest du deshalb auf ein Halsband verzichten.
  • Am Rückensteg oder (bei einigen Modellen) am Griff des Sattels kannst du deinen Hund sicher halten, wenn es einmal nötig sein sollte. Das erhöht die Verkehrssicherheit etwa bei noch jungen oder unsicheren Hunden und erlaubt dir in Notsituationen eine Bergung ohne unnötige Schmerzen – beispielsweise, wenn dein Hund einmal versehentlich an einer Böschung abrutscht und von alleine nicht wieder hinaufkommt.
  • Ganz wichtig ist, dass sich der Hund in Balance bewegen und den Kopf ohne sofortige Beeinträchtigung zum Schnüffeln senken kann. So bleibt seine Körpersprache natürlich.

Es gibt auch einige wenige Nachteile:

  • Halter von Hunden mit langem Fell klagen gelegentlich über Haarbruch. Dem kannst du leicht entgegenwirken, indem du das Geschirr nur zu den Spaziergängen anlegst.
  • Hauterkrankungen oder Verletzungen im Bereich der Geschirrauflagen müssen geschont werden.

Die Auswahl des passenden Geschirrs

Jeder Hund ist anders gebaut. Gut, dass es Brustgeschirre in vielen verschiedenen Formen gibt. Grundsätzlich gilt:

  • Wähle ein leichtes, anschmiegsames und waschmaschinentaugliches Material mit gut verarbeiteten Nähten. Geschirre von schlechter Qualität werden nach mehreren Waschgängen hart, ihre Nähte scharf.
  • Abgerundete Verschlüsse aus stabilem Kunststoff passen sich der Körperform an und stören nicht beim Hinlegen.
  • Geht dein Hund gerne ins Wasser, eignet sich ein mit Neopren gepolstertes Geschirr. Neopren trocknet deutlich schneller als eine Fleece-Unterfütterung.
  • Das Geschirr sollte nach allen Richtungen verstellbar sein. Geschirre mit Quergurt über der Brust (z. B. K9- oder Norweger-Geschirre) sollten durch Klettverschlüsse optimal anpassbar sein.
  • Der Bauchgurt sollte beim Welpen 2-3 Finger breit und beim erwachsenen Hund eine Handbreite hinter den Achseln der Vorderläufe sitzen und über dem tiefsten Punkt des Brustkorbs verlaufen. So schneidet der Bauchgurt nicht in den Achseln ein.
  • Ein eventueller Metallring am Brustkorb des Hundes darf nicht auf dem Brustknochen aufliegen. Bei Windhunden, Schnauzern usw. sollte er etwas darüber liegen – wegen des Kehlkopfes aber nicht zu hoch. Bei Hunden von gedrungener Statur wie Mops, Bulldogge usw. liegt er am besten etwas unterhalb des Brustknochens.

Die Auswahl an Brustgeschirren im Tierbedarf ist riesig. Dennoch kann es passieren, dass du nicht auf Anhieb fündig wirst. Ein gut sitzendes Geschirr kannst du bei einigen Herstellern auch auf Maß anfertigen lassen, ohne dass es dadurch deutlich teurer wird.