Eine Freiluftresidenz für dein Zwergkaninchen

Auch in der Stadt darfst du nicht davon ausgehen, dass dein Garten frei von Raubtieren ist. Füchse, Waschbären und Marder gibt es auch hier. Vor alle Marder sind sehr agile Tiere, die über hohe Zäune klettern oder sich untendurch graben und labile Drahtgitter mit der Schnauze auseinanderbiegen können.

Mit einem Freigehege kannst du diese Risiken minimieren. Warum also nicht einfach im nächsten Zoogeschäft ein praktisches und preiswertes Kleintiergehege erwerben? Warte kurz – gegen diesen Plan sprechen zwei wichtige Gründe:

  1. Die meisten Gehege, die du im Zoobedarf kaufen kannst, bieten zu wenig Schutz, um Kaninchen im Freien zu halten – auch dann nicht, wenn sie überdacht sind. Sie eignen sich bestenfalls für einen stundenweisen, beaufsichtigten Aufenthalt.
  2. Sie sind häufig viel zu klein für deine Schützlinge. Weiter unten erfährst du, welche Abmessungen ein artgerechtes Kaninchengehege benötigt.

Schritt für Schritt zum sicheren Kaninchengehege

Nachfolgend erhältst du deshalb einige Anregungen für den Selbstbau eines Gartengeheges. Auch wenn du handwerklich nicht geübt bist, solltest du dabei keinen unüberwindlichen Problemen begegnen.

1. Den richtigen Standort finden

Halte zunächst nach einer geeigneten Stelle Ausschau. Sie sollte teilweise beschattet sein, im Idealfall durch Bäume oder große Sträucher. Gerade im Sommer ist Schatten für deine Schützlinge lebenswichtig. Kaninchen erleiden relativ schnell einen Hitzschlag. Für die kalte Jahreszeit sollte der Standort auch einige sonnige Stellen bieten. Zwar kommen Kaninchen mit Kälte besser klar als mit Hitze; aber für ein wohltuendes Sonnenbad sind sie im Winter auf jeden Fall dankbar.

Im Idealfall ist der Standort für das Gartengehege von außen nicht einsehbar. Leider kommt es immer wieder zu Fällen von Diebstahl oder Tierquälerei, wenn Kaninchen sozusagen auf dem „Präsentierteller“ leben.

Als Mindestgröße für ein Gartengehege, in dem die Kaninchen den größten Teil ihres Lebens verbringen, solltest du mindestens 12 Quadratmeter einplanen. Erhalten sie täglich mehrstündigen Freilauf im Garten, genügen auch etwa 6 Quadratmeter.

Das mag dir vergleichsweise viel erscheinen, wenn du die handelsüblichen Käfige und Freilaufgehege betrachtest. Bedenkst du jedoch, dass ein sprintendes Kaninchen schon einmal 60 km/h erreichen kann, wird dir sicherlich klar, dass die auf den ersten Blick so anspruchslosen Tiere in Wirklichkeit eine Menge Platz benötigen, um glücklich und gesund zu bleiben.

Hinweis: Für große und hohe Gehege benötigst du je nach Bundesland möglicherweise eine Baugenehmigung.

2. Bodensicherung anlegen

Kaninchen graben gerne im Boden – Marder und Füchse ebenfalls. Deshalb solltest du eine Bodensicherung einplanen. Dazu kannst du entweder Gehwegplatten oder raubtier- und mäusesicheren, punktverschweißten und verzinkten Esafort-Volierendraht (Maschenweite 12,7 x 12,7 mm, Drahtstärke mindestens 1,02 mm) verwenden. Der übliche Küken- oder Hasendraht ist nicht geeignet! Kaninchen können ihn durchnagen, Marder mit der Schnauze durchstoßen.

Egal, für welche Variante du dich entscheidest – hebe das Erdreich an der geplanten Stelle 30 bis 100 cm tief aus und lege die Bodensicherung aus. An den Rändern solltest du das Bodengitter bis auf das Bodenniveau hochziehen und ein wenig nach außen ragen lassen. Wenn du dich für Platten entschieden hast, stellst du diese an den Rändern senkrecht auf, ebenfalls bis auf Bodenniveau. Anschließend füllst du den Aushub wieder ein.

Du kannst die Gehwegplatten natürlich auch ohne vorherigen Aushub verlegen. Dies bietet sich gerade bei kleinen Gehegen an, weil die begrenzte Erdfläche schnell unhygienisch würde. Steinplatten lassen sich hingegen leicht sauber halten. Nachteilig ist jedoch, dass die Kaninchen ihr angeborenes Bedürfnis nach ausgedehnten Erdarbeiten dann nicht ausleben können. Wenn du dich für einen Boden aus Steinplatten entscheidest, solltest du den Tieren deshalb eine Buddelmöglichkeit anbieten. Geeignet ist beispielsweise eine größere, mit Sand oder Erde gefüllte Holzkiste.

3. Gehege errichten

Mit etwas handwerklichem Geschick errichtest du das Gerüst für das Gehege aus stabilen Kanthölzern selbst. Möchtest du preiswert wegkommen, verwendest du Dachlatten, die mit einer ungiftigen Lasur behandelst. Metallwinkel aus dem Baumarkt verleihen der Konstruktion Stabilität. Auf das Holz tackerst du von innen den oben beschriebenen, ein- und ausbruchsicheren Volierendraht.

Die Höhe des Geheges sollte mindestens einen Meter betragen. Praktischer ist es allerdings, wenn du darin stehen kannst, besonders wenn du dich im Gehege mit deinen Kaninchen beschäftigen möchtest. Wichtig ist außerdem, dass das Gehege vollständig und sicher mit Volierendraht überdacht ist – egal wie hoch es ist. Ratten, Marder und Waschbären können sehr gut klettern.

Hast du wenig Erfahrung als Heimwerker, erscheint dir der Aufbau des Gerüsts möglicherweise schwierig. Das muss aber nicht sein: Ein handelsüblicher Carport für ein großes Gehege oder ein stabiles, ausrangiertes Gewächshausgerüst für eine kleinere Lösung sind ebenfalls sehr gut geeignet. Letzteres kannst du oft sehr preisgünstig bei einer Online-Auktion erwerben.

4. Inneneinrichtung einbauen

Zur unverzichtbaren Grundeinrichtung des Kaninchengeheges gehört neben Behältern für Futter und Wasser auch ein Schutzraum gegen Kälte, Hitze, Feuchtigkeit und Zug. Um es deinen Schützlingen richtig gemütlich zu machen, solltest du außerdem großzügig Versteckmöglichkeiten einplanen. Gute Dienste leistet eine Teilverkleidung des Geheges von außen mit Weidenmatten, (ungiftigen!) Sträuchern usw. Achte auf ausreichend Beschäftigungs- und Nagemöglichkeiten – gelangweilte Kaninchen sind destruktive Kaninchen!